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Feinschliff für mehr Beweglichkeit

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Wenn eine Hüft- oder Knieprothese nötig ist, dann spielen Physiotherapie und biomechanisches Labor im Vorfeld und in der Nachbereitung eine wichtige Rolle. Was sie genau leisten können, erklären Alberto Rigato, Leiter des biomechanischen Labors, und Physiotherapeut Matthäus Kössler, beide an der CityClinic in Bozen.
Welche Bedeutung haben biomechanisches Labor und Physiotherapie bei der Vorbereitung einer Knie- oder Hüftprothesen-OP?
Alberto Rigato: Die Arthrose der Hüfte oder des Knies ist eine degenerative Pathologie, die progressive Einschränkungen in der Bewegung des betroffenen Gelenks verursacht, die vom Rest des Körpers bei jedem Patienten unterschiedlich ausgeglichen werden. Das Wissen über die spezifischen Veränderungen der motorischen Muster jedes einzelnen Patienten ermöglicht es, seinen Rehabilitationspfad individuell zu programmieren, um ihn effizienter und schneller zu machen. Aus diesem Grund wird vor einer Hüft- oder Knieprothesen-OP an der CityClinic eine biomechanische Analyse der Haltung und des Gehens durchgeführt.
Matthäus Kössler: In der Vorbereitung auf eine geplante Hüft/Knieprothesen-OP geht es darum, die bestmöglichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reha nach der OP zu schaffen. Das heißt, die umliegende Muskulatur wird mit gezielten Übungen gekräftigt und bei Bedarf auch gedehnt, und die Beweglichkeit des Gelenks wird im Bereich des Möglichen verbessert. Außerdem wird in der Physiotherapie auch darauf geachtet, falsche Bewegungsmuster z.B. beim Gehen zu vermeiden.

Wie geht es in der Frühphase nach der Operation weiter?
Matthäus Kössler: Die Physiotherapie beinhaltet in dieser Phase neben dem Erlernen des Gehens mit Krücken hauptsächlich Maßnahmen zur Schmerzlinderung, zur Förderung der Beweglichkeit und zur ersten Aktivierung/Kräftigung der Muskulatur. Einfache Übungen helfen dabei, das Vertrauen in das neue Gelenk zu stärken und den Patienten auf die nächsten Schritte der Rehabilitation vorzubereiten.

Wie schaut es mit der längerfristigen Rehabilitation aus?
Matthäus Kössler: In der weiteren Rehabilitation geht es darum, die freie Beweglichkeit des Gelenkes wiederherzustellen, die Muskulatur weiter zu stärken und somit, zusammen mit Koordinationsübungen und fleißigem Gangtraining, ein sicheres, schmerz- und beschwerdefreies Gangbild zu ermöglichen. Davon ausgehend können dann auch Freizeitaktivitäten und Sportarten in den Inhalt der Rehabilitation integriert werden, um den Patienten eine möglichst vollständige Wiedererlangung ihrer Lebensqualität zu ermöglichen.
Alberto Rigato: 3 Monate nach dem Eingriff wird die biomechanische Analyse der Haltung und des Gehens wiederholt, um die korrekte und vollständige funktionelle Wiederherstellung des operierten Gelenks zu überprüfen und um eine Überlastung der anderen Körperstrukturen zu vermeiden. Gibt es noch verbleibende Veränderungen, können personalisierte Hinweise zur letzten Phase des erforderlichen Rehabilitationspfades gegeben werden.

Welches Diagnostik-Equipment gibt es im biomechanischen Labor?
Alberto Rigato: Das innovative Biomechanik-Labor in der CityClinic ist einzigartig in Südtirol. Im Labor gibt es spezielle Infrarot-Kameras, die durch Markierungen auf der Haut des Patienten positioniert sind, um den Körper in 3D zu rekonstruieren und die Morphologie und Bewegung jedes Segments des Körpers zu analysieren. Andere Sensoren messen die Kraft, mit der der Körper auf den Boden trifft, die Belastungen an den Gelenken, die Druckverteilung an den Füßen. Anschließend werden die Bewegungen und Belastungen, denen der Körper bei der Aufrechterhaltung der aufrechten Körperhaltung, beim Gleichgewichtsmanagement und während des Gehens ausgesetzt ist, ausgewertet.
Matthäus Kössler
Matthäus Kössler hat 2023 das 3-jährige Physiotherapiestudium an der Claudiana (Università di Ferrara) in Bozen abgeschlossen. Seit Jänner 2024 arbeitet er in der Praxis Orthoplus und ist mitverantwortlich in der Abteilung Physiotherapie ProMotus, wo er sich hauptsächlich um das biomechanische Labor kümmert.
Alberto Rigato
Alberto Rigato ist Ingenieur in Biomechanik und Biomedizin. Gebürtig aus Padua, hat er nach Studium und Master zunächst in der Forschung gearbeitet und dann in verschiedenen Kliniken, Kur-Einrichtungen, Poliambulatorien und Sporteinrichtungen in Venetien und in der Emilia-Romagna im Bereich Reha und Sporttraining. Er ist spezialisiert auf biomechanische Analysen und Bewegungsstudien. Seine Studien- und Berufswahl ist durch eigene sportliche Betätigung (Leichtathletik, 200-Meter Lauf) und Erfahrungen im Zusammenhang mit Verletzungen motiviert worden.