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Hüftchirurgie: Minimalinvasiv punktet

Hüft- und Kniegelenke sind im Laufe eines Lebens enormen Belastungen ausgesetzt. Foto: Shutterstock
Kleinerer Schnitt, weniger Blutungen, schnellere Heilung und kürzere Reha: Die minimalinvasive Hüftchirurgie beim Einsetzen einer Endoprothese bringt für den Patienten Vorteile in mehrfacher Hinsicht. In der CityClinic in Bozen wird diese Methode seit der Eröffnung angewandt. Und auch bei der Operationstechnik am Knie hat sich einiges getan.
Wenn dauerhafte Schmerzen und starke Bewegungseinschränkungen an Hüfte oder Knie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und konservative Therapien nicht ausreichen, kann eine Endoprothese notwendig werden. Grund dafür können angeborene Fehlstellungen, Unfälle, Erkrankungen oder Verschleiß des Gelenkknorpels sein.

Hüft-OP: Muskulatur bleibt intakt
Zunächst zur Hüfte: Hier hat sich die minimalinvasive Methode beim Einsetzen einer Hüftprothese durchgesetzt. Sie unterscheidet sich von der traditionellen Operationstechnik vor allem durch kleinere Schnitte und eine gewebeschonendere Vorgehensweise. Dr. Markus Mayr hat sich diese Methode in München angeeignet, Dr. Thaddeus Bernardi in Innsbruck; beide wenden sie seit nunmehr 20 Jahren in Südtirol an – Dr. Mayr zunächst am Krankenhaus Bozen, Dr. Bernardi am Krankenhaus Brixen. Jetzt operieren die beiden Fachärzte für Orthopädie und Traumatologie, spezialisiert auf Knie- und minimalinvasive Hüftgelenkprothetik, an der CityClinic in Bozen. Hier wird die minimalinvasive Hüftchirurgie seit der Eröffnung im Jahr 2018 angewandt.
„Bei der minimalinvasiven Hüftchirurgie bleibt die Muskulatur – im Gegensatz zur klassischen Technik – intakt“, erklärt Dr. Markus Mayr. „Dadurch werden die Schmerzen deutlich reduziert, die Heilung wird beschleunigt.“ Statt eines großen wird nur ein kleinerer Schnitt gemacht; durch die geringere Traumatisierung des Gewebes bleibt der Blutverlust minimal. „Und es besteht ein geringeres Luxationsrisiko“, unterstreicht Dr. Thaddeus Bernardi. „Da wichtige Muskeln erhalten bleiben, bleibt das Gelenk stabiler, was das Risiko für eine Verrenkung der neuen Hüfte reduziert. Dieses Phänomen ist früher häufig vorgekommen, mit der neuen OP-Technik aber völlig verschwunden.“
Ein weiterer Vorteil der minimalinvasiven Hüftchirurgie ist die schnelle Erholung: Patienten können oft schon am Abend der Operation oder am nächsten Tag mit der Mobilisierung beginnen und benötigen in der Regel weniger Schmerzmittel. Und: Weil die OP-Technik viel schonender ist, ist – wenn nötig – die Versorgung beider Hüftgelenke bei einem einzigen Eingriff möglich. „Die minimalinvasive Hüftchirurgie hat immense Verbesserungen mit sich gebracht“, sagen Dr. Bernardi und Dr. Mayr. „Sie hat uns total überzeugt. Und die Patienten auch.“
Die minimalinvasive OP-Technik verkürzt auch die nötige Zeit für die Rehabilitation und Physiotherapie, die – wie die gesamte Behandlung – individuell auf den Patienten abgestimmt und an die Ausgangssituation angepasst wird.

Knie: Individuelle Beinachse zählt
Neues gibt es auch von der OP-Technik am Knie zu berichten – auch wenn die Methode – schon bedingt durch die Verschiedenartigkeit des Gelenks von Knie und Hüfte – eine völlig andere ist. „Früher lautete das Dogma, dass nach einer Knie-OP die Beinachse pfeilgerade sein musste“, erklärt Dr. Bernardi. „Heute legt man Wert darauf, die ursprüngliche, physiologische Beinachse wiederherzustellen, wie immer die auch ist.“
Es geht also um die individuelle Achse des Betroffenen. „Heute wird nicht mehr eine Beinachse aufgezwungen durch ein standardisiertes Verfahren“, so Dr. Mayr. Möglich war das durch eine Verbesserung des Materials; früher haben sich die Materialien an den Kontaktflächen abgenutzt, wenn die Achse nicht gerade war. Das ist nun nicht mehr der Fall.
„Die zweite Verbesserung war die neue OP-Technik des kinematischen Alignments, dass eben die Knie-Endoprothese bei jedem Patienten individuell entsprechend seiner natürlichen Anatomie eingesetzt wird, um die gesunde Kniegelenksbewegung wieder herzustellen“, so Dr. Mayr.
Wie lang hält nun eine Prothese? „Abnützungserscheinungen der Prothesen ist ein Phänomen, das beim Verschwinden ist“, erklärt Dr. Thaddeus Bernardi. „Von den hochwertigen Materialien, die es jetzt gibt, erwarten wir uns, dass sie, wenn schon nicht immer bis zum Lebensende, so doch sehr lange halten.“
Dr. Markus Mayr
Dr. Markus Mayr ist Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, auf Knie- und minimalinvasive Hüftgelenksprothetik spezialisiert und seit 2008 Teil der orthopädisch-unfallchirurgischen Gemeinschaftspraxis OrthoPlus in Bozen. Er operiert in der CityClinic in Bozen Süd. Dr. Markus Mayr studierte in Wien und Innsbruck Medizin. 1999 arbeitete er als Assistenzarzt im Krankenhaus Bozen, bevor er 2000 an das Wirbelsäulenzentrum der Orthopädischen Klinik Harlaching in München wechselte. Von 2001 bis 2003 war er Assistenzarzt am Rotkreuzkrankenhaus München, ab 2003 am Klinikum Rosenheim. 2004 legte er in München die Facharztprüfung in Orthopädie ab. Er hielt sich zu Weiterbildungen in den USA, Neuseeland und Großbritannien auf. Von 2004 bis 2007 war er als Oberarzt für Orthopädie und Traumatologie am Krankenhaus Bozen tätig.
Dr. Thaddeus Bernardi
Dr. Thaddeus Bernardi ist auf Hüft- und Knieendoprothetik spezialisiert, arbeitet seit Februar 2022 in der orthopädisch-unfallchirurgischen Gemeinschaftspraxis OrthoPlus in Bozen und operiert in der CityClinic in Bozen. Nach dem Medizinstudium in Innsbruck begann er 2001 seine Facharztausbildung an der orthopädisch-unfallchirurgischen Abteilung des Krankenhauses Brixen. 2005 und 2006 befasste er sich an der Uniklinik Innsbruck intensiv mit minimalinvasiver Gelenkschirurgie. Ab 2006 war Dr. Bernardi im Krankenhaus Brixen verantwortlicher Facharzt der Orthopädischen Gelenkschirurgie und Unfallchirurgie. Die Auseinandersetzung mit der Hüft- und Knieendoprothetik führte ihn zu Gastaufenthalten und Weiterbildungen in die Schweiz, nach Österreich, Großbritannien, Frankreich und in andere Regionen Italiens.