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Rückenfit statt Rückenschmerzen

Eine sehr schmerzhafte Angelegenheit: Rückenschmerzen kennt fast jeder. Eine gezielte Schmerztherapie kann hier helfen – und eine Operation vermeiden. Quelle: Shutterstock
Rückenschmerzen können die Lebensqualität erheblich einschränken. Laut Studien leiden rund 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule. In vielen Fällen kann eine gezielte Schmerztherapie die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, wird eine Operation in Erwägung gezogen.
Die Ursachen für Schmerzen an der Wirbelsäule sind vielseitig. Sie reichen von Muskelverspannungen und Fehlhaltungen über Bandscheibenvorfälle bis hin zu degenerativen Erkrankungen wie Arthrose. Auch psychische Faktoren wie Stress können Schmerzen verstärken. Gerade chronische Schmerzen sind oft das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus körperlichen und psychischen Faktoren.
Die Schmerztherapie verfolgt mehrere Ziele: akute Schmerzen zu lindern, chronische Schmerzen zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Studien deuten darauf hin, dass etwa 80 Prozent der Patienten mit konservativen Maßnahmen wie Medikamenten, Physiotherapie und alternativen Verfahren eine deutliche Verbesserung erfahren.
„Die Therapie hängt im Wesentlichen von der Art der Kreuzschmerzen ab“, sagt Dr. Gerald Parth, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin an der CityClinic in Bozen. Seine Spezialgebiete sind Schmerztherapie, Neuraltherapie und medizinische Hypnose. „Akuter nichtspezifischer Kreuzschmerz, bei dem es keinen eindeutigen Grund für die Beschwerden gibt, ist meist harmlos und klingt nach kurzer Zeit wieder ab.“ Hier kann Bewegung helfen, die Schmerzen zu lindern. Manchmal kann auch ein Schmerzmittel dazu beitragen, die tägliche körperliche Aktivität beizubehalten oder schrittweise wieder aufzunehmen.
„Wird eine stark verspannte paravertebrale Rückenmuskulatur – also Muskulatur neben der Wirbelsäule – festgestellt, kann neben der Physiotherapie mit aktiven Bewegungsübungen auch die Neuraltherapie zur Lösung der Verspannungen und zur besseren Schmerzkontrolle beitragen“, sagt Dr. Parth. Dabei wird ein örtliches Betäubungsmittel gezielt in bestimmte Bereiche des Rückens injiziert, um gestörte Regelkreise zu beeinflussen und die Schmerzen zu lindern.
„Bei spezifischem Kreuzschmerz, der auf eine klare medizinische Ursache zurückgeführt werden kann, können neben den konservativen Therapiemaßnahmen auch invasive Verfahren erwogen werden. So kann beispielsweise eine Facettenblockade bei anhaltend schmerzhafter Arthrose der Wirbelgelenke angezeigt sein, oder eine Nervenwurzel-Infiltration bei Nervenreizung durch einen Bandscheibenvorfall“, erklärt Dr. Parth.
Wenn die Schmerzen trotz Behandlung mehrere Wochen oder Monate anhalten und die Alltagsaktivitäten erheblich einschränken, sollte ein multimodales Behandlungsprogramm erfolgen, um der Chronifizierung entgegenzuwirken. Wichtige Bestandteile sind laut Dr. Parth die Schmerztherapie, die Physio- bzw. Bewegungstherapie und die psychologische Schmerztherapie. „Psychische und emotionale Faktoren beeinflussen Körperreaktionen, fördern die Chronifizierung und erschweren die Bewältigung chronischer Schmerzen, weshalb die psychologische Mitbetreuung unverzichtbar ist.“ Durch Entspannungsverfahren und psychologische Schmerztherapie könne der Patient mehr Distanz zum Schmerz gewinnen, ihn anders wahrnehmen und so besser bewältigen. „Bei der multimodalen Schmerztherapie steht neben der Schmerzlinderung vor allem die Verbesserung der Funktionsfähigkeit und damit die bessere Bewältigung des Alltags im Vordergrund“, sagt Dr. Parth.
Eine Operation muss in Betracht gezogen werden, wenn bei einem spezifischen Kreuzschmerz trotz aller konservativen Therapiemaßnahmen keine ausreichende Schmerzlinderung oder zufriedenstellende Lebensqualität erreicht werden kann.
Dr. Gerald Parth
Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin