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Hernien: Ganzheitlich heilen, nicht nur schneiden

Vorwölbungen im Bereich der Bruchstelle sind ein klassisches Zeichen einer Hernie Foto: Shutterstock
Hernienoperationen gehören zu den häufigsten Bauchoperationen und sind mittlerweile Routineeingriffe. Nichtsdestotrotz ist hohes chirurgisches Wissen und Können dafür erforderlich. Doch eine erfolgreiche Hernien-OP bedeutet mehr als den chirurgischen Eingriff, sagt Dr. Roberto Ferrara von der CityClinic. Wichtig sei, dass sich der Chirurg Zeit nimmt, den Gesamtzustand des Patienten, seine individuellen Lebensumstände und seine Bedürfnisse abzuklären. Im Hernienzentrum an der CityClinic legt man Wert auf eine 360- Grad-Versorgung von der Diagnose bis zur Nachsorge.
Herr Dr. Ferrara, bei einer Hernien-OP ist der Eingriff zwar das Herzstück, aber er muss von flankierenden Maßnahmen begleitet sein…
Dr. Roberto Ferrara: In erster Linie kommt es darauf an, dass sich der Chirurg Zeit nimmt für den Patienten. Jeder Patient ist anders – und die Behandlung muss individuell auf ihn als Mensch abgestimmt werden, nicht auf seine Erkrankung. Das heißt, einen jungen Sportler mit einer Hernie muss man anders behandeln als einen älteren Mann oder einen Patienten mit verschiedenen Vorerkrankungen. Es gibt keine Kontraindikationen gegen eine Hernien-OP, das Risiko liegt bei einem 80-Jährigen kaum höher als bei einem 20-Jährigen.

Wie erfolgt die Diagnosestellung?
Dr. Ferrara: Die Diagnosestellung ist klinisch einfach. Es gibt Fälle, wo es nicht eindeutig ist, wo es den Ultraschall für die Diagnose braucht, umso wichtiger ist es, dass die Untersuchung vom Chirurg durchgeführt wird. Er erkennt dann auch kleine Hernien, die vielleicht auf einen Nerv drücken und so Schmerzen verursachen. Es hängt vom Allgemeinzustand und von vorhandenen Vorerkrankungen sowie von der Art und Position der Hernie ab, wie bei der Operation vorgegangen und welche Art von Anästhesie eingesetzt wird. Wir sind im Hernienzentrum in der CityClinic ein eingespieltes Team von Chirurg, Anästhesist und Pflegekraft.

Wie läuft die Operation ab?
Dr. Ferrara: Seit mehr als 30 Jahren ist der Einsatz eines Kunststoffnetzes, einer sogenannten Netzprothese, Standard. Diese Technik brachte Ende der 1980erJahre einen radikalen Wandel in der Hernienchirurgie. Dabei wird das Gewebe durch ein Kunststoffnetz ersetzt, das die Bruchlücke stabilisiert. In der CityClinic legen wir Wert darauf, dass der Eingriff selber sozusagen eine Art Intermezzo ist zwischen der Vorbereitung und der Nachbehandlung.

Wie schaut es mit der postoperativen Betreuung aus?
Dr. Ferrara: In der Regel ist eine Hernien-OP problemlos. Der Patient geht nach einer Nacht in der Klinik nach Hause und nimmt sein normales Leben wieder auf. Bei älteren Patienten stellt sich die Frage: Sind die Schmerzen weg? Gibt es eventuelle Zusatzerkrankungen, die noch Schmerzen bereiten? Hier ist eine genaue Betrachtung und eine Reha mit Hilfe des Physiotherapeuten und Osteopathen nötig. Darum geht es bei einer ganzheitlichen Behandlung des Patienten: Dass er danach ein schmerzfreies Leben führen kann.
Dr. Roberto Ferrara
Dr. Roberto Ferrara (Jahrgang 1966) studierte in Verona Medizin und Chirurgie. Nach dem Abschluss mit Auszeichnung 1991 spezialisierte er sich bis 1997 in Allgemeinchirurgie und studierte u. a. bei Prof. Rosa, dem Pionier der italienischen kolorektalen Chirurgie. In denselben Jahren entwickelt sich in Italien die prothetische Hernienchirurgie: Von 1998 bis 2021 war er ärztlicher Leiter der Allgemeinchirurgie am Krankenhaus Bozen. Er befasste sich mit allen Aspekten der Abdominalchirurgie, erlebte die Entwicklung der prothetischen Bauchwandchirurgie hautnah mit. Er kam in Kontakt mit Vertretern der weltweiten Bauchwandchirurgie, von denen er die wichtigsten Techniken der prothetischen rekonstruktiven Chirurgie direkt erlernte. Seit Jahren ist er Mitglied der italienischen Sektion für Bauchwandchirurgie. Er führte mehr als 2000 einfache und komplexe Eingriffe durch. Dr. Ferrara beteiligt sich auf italienischer Ebene aktiv an der Erforschung und Entwicklung von biologischen Prothesen für die Rekonstruktion des komplexen Abdomens, wobei er einige der ersten italienischen Implantate aus heterologen Materialien tierischen Ursprungs einsetzte. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten und nahm an vielen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen als Referent teil. Derzeit arbeitet Dr. Ferrara in seiner Privatpraxis in Bozen. Für die chirurgische Tätigkeit arbeitet er mit der CityClinic Bozen zusammen.